Rückblick auf das „Gespräch der Religionen“

Mi 10. September 2014

„Ich kann gut damit leben, dass andere etwas anderes glauben“, sagte Pfarrer Krug beim "Gespräch der Religionen". Das ließe dann auch Raum zum Überlegen, wie man das Leben hier menschlicher machen könne. Dazu gehöre auch, dass sich die Anhänger der verschiedenen Religionen im Alltag begegnen können. Doch das geschähe noch viel zu selten.

Kriege im Namen des Glaubens scheinen derzeit ein unglaubliches Maß erreicht zu haben. Der Evangelische Diakonieverein setzte dagegen am 4. September ein Zeichen: mit einem Dialog der Religionen.

Auf dem Podium saßen Pfarrer Dr. Johannes Krug, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf, Rabbiner Professor Dr. Andreas Nachama, Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, und Imam Ferid Heider, Prediger und Lehrer in mehreren Berliner Gemeinden, und betonten dabei vor allem die Gemeinsamkeiten ihrer drei monotheistischen Religionen.

Dass man über Glaubensgrenzen hinweg miteinander leben, sich austauschen und verstehen kann, wurde zunächst an zwei Projekten aus Berlin verdeutlicht. Das House of One stellte Herr Cebrail Terlemez, Vorstandsmitglied des House of One und Geschäftsführer des Forums für Interkulturellen Dialog, den 110 Zuhörern vor.

Juden, Christen und Muslime bauen gemeinsam ein Haus, unter dessen Dach sich eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee befinden. Ein Haus, in dem ein zentraler Raum der Begegnung zur Diskussion und zum Kennenlernen einlädt. Ein Haus des Dialogs, der Verständigung und des Friedens. „Gemeinsam, aber ohne dass die Religionen vermischt werden, kann in dem House of one gebetet und gelernt werden“, so Terlemez.

Bisher in Berlin einzigartig ist auch das Projekt meet2respect, das Rabbiner Daniel Alter vorstellte. Das Projekt ist die Reaktion auf einen Übergriff auf Alter, bei dem er, weil er Jude war, von Jugendlichen beleidigt und geschlagen wurde. Mit „meet2respect“ wollen er und Imam Ferid Heider Antisemitismus und aber auch Islamphobie gegenübertreten. Gemeinsam besuchen sie Schulen mit einem hohen Anteil muslimischer Schüler, um Denkprozesse anzustoßen, berichtet er.

Auch die drei Diskutanten auf dem Podium kannten weitere Projekte in Berlin, mit denen der Dialog der Religionen gefördert wird. Doch wo sind die Grenzen dieses Austauschs, wollte Moderator Pfarrer Horst Leckner wissen.

Für Professor Nachama ist das das Desinteresse der Gesellschaft an einem religiösen Dialog. „Wir leben in einer stark säkularisierten Welt. Religion wird als etwas Störendes empfunden“, sagte der Rabbiner. „Wir (gemeint sind Religionen) sitzen alle im gleichen Boot.“ Dies sah Heider genauso. Es gebe eine starke antireligiöse Lobby, deshalb müssten sich die verschiedenen Glaubensrichtungen gegenseitig unterstützen.

Die „Wahrheitsfrage mit heiterer Gelassenheit vertagen“, wollte Pfarrer Krug. „Ich kann gut damit leben, dass andere etwas anderes glauben“, sagte er. Das ließe dann auch Raum zum Überlegen, wie man das Leben hier menschlicher machen könne. Dazu gehöre auch, dass sich die Anhänger der verschiedenen Religionen im Alltag begegnen können. Doch das geschähe noch viel zu selten. In Zehlendorf etwa gebe es nur wenige Muslime, wusste Krug zu berichten.

Die Harmonie in der Diskussion sei zwar schön, doch in der Welt sehe es doch ganz anders aus, verwies eine Zuhörerin auf die religiösen Auseinandersetzungen in der Welt. Auch in der Antwort darauf waren sich die drei Diskutanten einig. „Es gibt menschliche Abgründe, die sich religiös ummanteln. Es ist falsch diesen Menschen zu glauben, dass sie authentische Vertreter ihrer Religion sind“, betonte Krug. Religion werde für Machtspielchen missbraucht, so auch Rabbiner Nachama. Die IS-Kämpfer seien Verbrecher und Terroristen, erklärte Imam Heider. „99,99 Prozent der Muslime in der Welt distanzieren sich von diesen Verbrechern“, sagte er.


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