25 Jahre Mauerfall - Aktion "Lichtgrenze"

Do 30. Oktober 2014

„Die Mauer ist auf, ihr könnt alle rüber!“ Der 9. November 1989 war für Jan Dreher, kaufmännischer Vorstand des Evangelischen Diakonievereins, eine unvergessliche Nacht.

Der Evangelische Diakonieverein Berlin-Zehlendorf e.V. beteiligt sich mit 24 Ballonpaten an der Aktion „Lichtgrenze“ am 9. November, um an den Mauerfall vor 25 Jahren zu erinnern.

Vom 7. bis zum 9. November 2014 ist das innerstädtische Berlin von der Bornholmer Straße über den Mauerpark und die Gedenkstätte Bernauer Straße, zum Reichstag, vorbei am Brandenburger Tor und Checkpoint Charlie bis zur East Side Gallery vorübergehend geteilt: 8.000 weiße, leuchtende Ballons markieren dann den ehemaligen Mauerverlauf. Die emotionale und visuelle Kraft dieser Lichtinstallation ruft auch die Brutalität der Mauer in Erinnerung.

Zum Höhepunkt des Jubiläums lassen die Ballonpaten in einer spektakulären Gemeinschaftsaktion alle Ballons in den Himmel steigen. Am Brandenburger Tor spielt die Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim den Schluss-Satz der 9. Sinfonie von Beethoven mit der “Ode an die Freude”! ARD und rbb übertragen die Ballonaktion live im Fernsehen. Die Geschichten, Erinnerungen und Wünsche der Ballonpaten werden auf www.fallofthewall25.com gesammelt. So entsteht eine einmalige Online-Galerie der Erinnerung und Reflexion des Mauerfalls aus heutiger Sicht.

Welche Erlebnisse der Ballonpate Jan Dreher, kaufmännischer Vorstand des Evangelischen Diakonievereins, mit dem Mauerfall verbindet, hat er – einen Monat nach dem Mauerfall – mit damals 21 Jahren aufgeschrieben:

“Am 9. November sitze ich um 22.30 Uhr vor dem Fernseher und will eben noch die Nachrichten sehen. Da werden plötzlich Bilder von der Berliner Mauer gezeigt, und der Ansager berichtet, dass ab sofort jeder DDR-Bürger in den Westen reisen dürfe.

Voller Begeisterung rufe ich eine Freundin an. Wir fahren noch gemeinsam mit einer Bekannten in einer „Ente“ zur Mauer am Brandenburger Tor, das sich bereits auf der östlichen Seite befindet. Einige Menschen versammeln sich dort, aber die Lage ist relativ normal. Fast schon enttäuscht geht es weiter zum nächstgelegenen Grenzübergang. Hier stehen mehrere Menschen schon auf dem Grenzstreifen, in früherer Zeit wäre das unmöglich gewesen. Um besser sehen zu können, schieben wir uns ganz nach vorne, stehen in der ersten Reihe: Vor uns Volkspolizisten der DDR.

Tatsächlich kommen die ersten Ost-Deutschen in unsere Richtung und können die Mauer passieren, viele mit Tränen in den Augen. Es ist für viele das erste Mal, dass sie in ihrem Leben den Westteil ihrer Stadt betreten können.

Für mich ist das ein Erlebnis wie im Traum. Plötzlich kommt von uns Westlern der Ruf auf „Wir wollen rein!“, gemeint ist damit der freie Zugang nach Ost-Berlin. Es muss ungefähr Mitternacht sein. Ich spreche mit einem jungen Mann neben mir, und wir beschließen, einfach loszulaufen in der Hoffnung, dass uns die Menge hinter uns schon folgen wird.

Die wenigen Polizisten werden beiseite gedrängt, die Menschenmenge (West) stürmt über die Grenze direkt in die Arme der Menschenmenge (Ost), die eben vom neuen Reisegesetz Gebrauch machen will. Unbeschreibliche Szenen spielen sich ab: „Die Mauer ist auf, ihr könnt alle rüber!“ Plötzlich liege ich einem Deutschen aus der DDR in den Armen; bei vielen fließen Tränen. Die West-Berliner laufen weiter Richtung Osten, während sich die Ost-Berliner auf den Weg zum Kurfürstendamm machen. Wir klatschen in die Hände, rufen „Die Mauer ist weg!“, es hallt in den Straßen wider, Autos hupen, immer mehr Menschen schließen sich uns an.

Uns kommt die Idee, zum Brandenburger Tor von der östlichen, sonst nicht zugänglichen Seite, zu gelangen. In dieser Situation ist es für mich bemerkenswert, wie leicht sich eine Menschenmenge lenken lässt. Gegen ein Uhr erreichen wir „Unter den Linden“, die alte Berliner Prachtstraße. Es ist ein unvergessliches Gefühl, mit vielen Menschen hinter sich auf dieser breiten Allee zu laufen.

Vor dem Brandenburger Tor dann zwei Sperrgitter und Soldaten mit Maschinenpistolen. Die Menge stockt. Ich entschließe mich, über die Gitter zu springen, und tatsächlich folgen alle nach. Kurz durchzuckt mich der Gedanke, was passiert, wenn einer der Soldaten durchdreht und abdrückt. Die vielleicht vierzig Bewaffneten sind dem Ansturm jedoch nicht gewachsen, sie formieren sich zu einer Kette; links und rechts gelingt es uns aber, vorbeizurennen. So erreichen wir das Brandenburger Tor – ein Erlebnis, dass ich mein Leben nicht vergessen werde. Die Spannung löst sich dann glücklicherweise sehr schnell, Menschen klettern von West-Berlin über die Mauer, es ergeben sich Gespräche mit den Grenzsoldaten.

Während im Ostteil der Stadt anfangs Spannung herrscht, findet im Westen ein Volksfest statt: Zehntausende sind spontan auf den Beinen, die Menschen sind fröhlich und feiern friedlich das große Erlebnis.”

Jan Dreher

Die Lichtgrenze

8.000 weiße, leuchtende Ballon bilden die LICHTGRENZE entlang des ehemaligen Mauerverlaufs.

Vimeo-Video
(Video bei Vimeo anschauen)

Das Video ist auch hier zu finden: http://vimeo.com/105754237


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