Mi 9. März 2016
Vergessen wir bei der aktuellen Flüchtlingsdebatte die Ärmsten in unserer Gesellschaft? Mit dieser Fragestellung setzten sich am Dienstag, dem 1. März im Evangelischen Diakonieverein Politiker, Journalisten und Helfer auseinander.
Jeden Tag begegnen wir Menschen, die auf der Straße leben – doch meistens schauen wir an ihnen vorbei. Müssen im reichen Deutschland tatsächlich Menschen auf der Straße leben? Wer sind diese Menschen? Welches Schicksal haben sie? Was tut die Politik? Was kann jeder Einzelne tun? Diese und weitere Fragen diskutierten Dirk Gerstle, Staatssekretär für Soziales (CDU), Dr. Ina Czyborra, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und frauenpolitische Sprecherin (SPD), Dieter Puhl, Leiter der Berliner Bahnhofsmission und Uta Keseling, Journalistin bei der Berliner Morgenpost.
Moderiert wurde die Diskussion von Oscar Tiefenthal, Leiter der Evangelischen Journalistenschule Berlin. Zudem wurde das Projekt »Unsichtbar – Ein Leben auf der Straße« vorgestellt. Als Journalistin hat Uta Keseling nicht weggeschaut, sondern zusammen mit dem Fotografen Reto Klar die »Unsichtbaren« in unserer Mitte sichtbar gemacht. Die Reaktionen sowohl von Seiten der Obdachlosen als auch von den Lesern waren sehr positiv. Fotoportraits und kurze Statements von Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen kein Zuhause haben, werden unter unsichtbar.morgenpost.de/ vorgestellt.
Eines der großen Probleme, die bei der Podiumsdiskussion angesprochen worden sind: Es gibt keine Statistik, die Auskunft darüber gibt, wie viele Menschen auf der Straße leben. Zu teuer und schwer zu erheben, wird von den Verantwortlichen als Grund genannt. Aber wie sollen Maßnahmen zur Vermeidung oder zur Betreuung von Obdachlosen sinnvoll greifen, wenn niemand weiß wie viele Obdachlose es tatsächlich in Berlin gibt? Geschätzt leben in Berlin 3.000 bis 6.000 obdachlose Menschen, hier gehen die Schätzungen sehr auseinander.
Sicher hingegen sind andere Zahlen: 70 bis 80 Prozent der Obdachlosen sind männlich, 20 bis 30 Prozent sind Frauen, darunter auch schwangere Frauen. Sicher ist auch: 60 Prozent von ihnen sind psychisch beeinträchtigt oder gar behindert und es gibt nur 830 Notübernachtungsplätze für sie in Berlin. »Etliche irren demenzerkrankt durch den Tiergarten, haben vergessen, wo sie wohnen und ernähren sich aus Mülltonnen. Schlimm. Andere bringen sich in Gefahr, sterben durch Unfälle, werden von U-Bahnen überfahren oder lösen sich langsam in Luft auf, höfliche Formulierung für einen Verwesungsprozess bei lebendigen Leib«, so Dieter Puhl, Einrichtungsleiter der Bahnhofsmission.
Ein weiteres Problem ist die Unterbringung. Fakt ist, es gibt in Berlin zu wenig bezahlbaren Wohnraum oder Freiflächen, um Sozialwohnungen zu errichten. Diese Situation wird verschärft durch die Anzahl der Flüchtlinge, die nach Berlin kommen. Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales setzt sich mit diesen Fragen auseinander. Der Bedarf ist groß, die Möglichkeiten jedoch begrenzt. Man darf gespannt sein, wie sich die Senatsverwaltung diesem Problem stellt.
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