Den „Blick von unten“ nicht vergessen

Do 11. Mai 2017

Am Montag, den 22. Mai, ging es in einem geistreichen und anregenden Vortrag von Professor Wolfgang Huber um die Folgen der Reformation am Beispiel der Wirtschaftsethik.

Über 120 Mitglieder der Berliner Rotary-Clubs und Freundinnen und Freunde des Evangelischen Diakonievereins kamen an diesem Abend zusammen, um sich anlässlich des bevorstehenden Reformationsjubiläums mit den Gedanken Martin Luthers und die bis heute spürbaren Folgen auseinanderzusetzen. Wolfgang Huber hinterfragte die Thesen von Johannes Calvin und Max Weber und setzte sich in seinem Vortrag kritisch mit der damaligen Betrachtungsweise von Glaubenstreue und wirtschaftlichem Erfolg auseinander.

Hängen Glaubenstreue und wirtschaftlicher Erfolg zusammen? Ist derjenige, der wirtschaftlich erfolgreich ist, auch gleichzeitig von Gott erwählt bzw. steht unter Gottes Gnade? Welche ethische Verantwortung hat die Wirtschaft heutzutage? Welchen ethischen Anspruch sollten Manager bzw. Führungspersönlichkeiten haben? Welche Bedeutung haben der „Beruf“ und die damit einhergehende Stellung des Menschen in der Gesellschaft?

Diese und viele weitere spannende Fragen diskutierte Wolfgang Huber mit den Podiumsteilnehmern und Mitgliedern des Rotary-Clubs Berlin-Kurfürstendamm Dr. Stefanie Lejeune, Politikerin und Juristin, Philipp Fleischmann, Leiter Kienbaum Berlin, Prof. Dr. Joachim Schindler, Immanuel-Diakonie und ehemaliges Vorstandsmitglied KPMG. Moderiert wurde die Diskussion von Andreas Richter, Kulturmanager und Journalist.

Als Fazit dieser anregenden Diskussion kann man festhalten, dass viele von Luthers Botschaften auch heute noch Bestand haben und zum Nachdenken anregen. Als Beispiel: Luther fasste den Begriff „Beruf“ viel weiter – ein Beruf dient nicht nur als Erwerbsquelle, sondern auch um aus freien Stücken seinen Nächsten helfend zur Seite zu stehen. Auch Mutter sein oder Ehrenamt ist laut Luther ein Beruf. Auch heute gehen die Meinungen diesbezüglich auseinander – die einen möchten anspruchsvoll beruflich tätig sein und dabei einem ethischen Anspruch genügen und die anderen haben den eigenen Vorteil und Profit im Sinn. Dabei ist es gerade in unserer heutigen Gesellschaft wichtig, den „Blick von unten“ nicht zu vergessen – also seinen Beruf nicht nur mit Blick auf den eigenen Wohlstand zu verstehen, sondern auch anderen damit zu nützen. Insbesondere Menschen in Führungspositionen sollten ethische Verantwortung tragen und dies auf ihr wirtschaftliches Handeln anwenden, um langfristig das Vertrauen in die Wirtschaft zu stärken.

Eine durchweg interessante Abendveranstaltung mit wichtigen Denkanstößen für unser heutiges Gesellschaftsleben sowohl mit Blick auf die Wirtschaftsethik als auch bei dem Thema soziale Gerechtigkeit.


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